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Body-Mass-Index: Risikoabschätzung mit Vorbehalt

Der Body-Mass-Index weist auf mögliche gesundheitliche Risiken hin. Er gilt allerdings nur mit Einschränkungen.

Der Body-Mass-Index gilt nur mit Einschränkungen

Einfach Körpergröße und Gewicht in eine Formel eingeben, um schnell Informationen über den eigenen Gesundheitszustand zu erhalten. Die Methode klingt simpel, führt aber häufig zum Ziel1. Der Body-Mass-Index (BMI) ist eines der beliebtesten Instrumente der Gesundheitsvorsorge: Viele Ärzte nutzen ihn für medizinische Studien, noch mehr Laien zu ihrer persönlichen Information.

Der Body-Mass-Index gilt nur mit Einschränkungen

Die Berechnung des BMI ist denkbar einfach: Die Körpergröße in Metern wird geteilt durch das Quadrat des Körpergewichts in Kilogramm. Zahlreiche Webseiten – etwa vom Bundeszentrum für Ernährung – stellen passende BMI-Rechner bereit. Die erhaltenen Werte werden in verschiedene Kategorien eingeteilt, die eine grobe Schätzung für den Anteil des Körperfetts liefern.

  • Untergewicht: BMI kleiner als 18,5
  • Normalgewicht: BMI zwischen 18,5 und 24
  • leichtes Übergewicht: BMI zwischen 25 und 30
  • Fettleibigkeit oder Adipositas: BMI größer als 30

Über die Hälfte der erwachsenen Deutschen ist übergewichtig

Diese Kategorien sind unabhängig von Alter und Geschlecht, gelten aber nur für Erwachsene. Auf Kinder und Jugendliche sind sie nur mit Einschränkungen übertragbar, da sich der Körperbau während der Wachstumsphase verändert. Für sinnvolle Aussagen müssen hier auch Alter und Geschlecht mit einbezogen werden (einen angepassten BMI-Rechner stellt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bereit).

Gemäß der NAKO-Gesundheitsstudie2 und dem Robert Koch-Institut3 sind zwei Drittel der erwachsenen Männer und die Hälfte der erwachsenen Frauen in Deutschland übergewichtig (BMI über 25), jeweils ein Drittel sogar fettleibig oder adipös (BMI über 30). Bei jungen Erwachsenen ist das Risiko einer Gewichtszunahme besonders hoch4. Und selbst bei Kindern zwischen drei und siebzehn Jahren ist das Problem verbreitet: Eines von sieben gilt als übergewichtig, eines von sechzehn sogar als adipös5.

Das Adipositas-Paradoxon

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Fettleibigkeit – also ein BMI größer als 30 – die Gesundheit stark beeinträchtigen kann. Ältere Menschen mit starkem Übergewicht haben ein erhöhtes Risiko für 21 Erkrankungen, darunter Diabetes, Schlafstörungen, Gicht, Herzschwäche und Bluthochdruck6. Adipöse Menschen verlieren drei bis acht krankheitsfreie Lebensjahre, das Risiko eines vorzeitigen Todes ist um knapp ein Drittel erhöht7.

Etwas verwirrend ist die Situation bei moderat Übergewichtigen, also bei einem BMI zwischen 25 und 30. Bei manchen Erkrankungen besteht ein erhöhtes Risiko, bei anderen ist es jedoch erniedrigt. Insgesamt ist die Sterberate nicht höher als bei Normalgewichtigen8. In den USA stießen Forscher auf das sogenannte „Adipositas-Paradoxon“: Leichtes Übergewicht ist demnach nicht gefährlich, sondern erhöht sogar die Lebenserwartung. Diese Behauptung bleibt allerdings stark umstritten9.

Laut diesen Ergebnissen ist ein moderates Übergewicht – für sich allein gesehen – kein ernstes Problem. Es kann jedoch die Folgen anderer Erkrankungen spürbar verschlimmern: Wer etwa unter dem metabolischen Syndrom, Bluthochdruck oder Diabetes leidet, sollte sein Körpergewicht möglichst reduzieren.

Weitere Limitationen des BMI

Drei weitere Einschränkungen müssen beim BMI beachtet werden10:

  • Bei Leistungs- und Kraftsportlern, die viel Muskelmasse aufbauen, überschätzt der BMI den Anteil des Körperfetts deutlich. Ein hoch trainierter Bodybuilder kann einen BMI von 30 aufweisen, obwohl sein Körper kein Gramm Fett zu viel hat.
  • Bei älteren Menschen hingegen wird der Anteil des Körperfetts eher unterschätzt, da im Alter das Muskelgewebe häufig abgebaut wird.
  • Zudem gelten die Kategorien vorwiegend für Menschen mit europäischer Abstammung. Unterschiede beim Körperbau sorgen dafür, dass der BMI den Körperfettanteil bei Asiaten eher unterschätzt, bei Afrikanern jedoch eher überschätzt.

Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft die Verteilung des Körperfetts. Es ist bekannt, dass vor allem die Fettablagerungen im Bauchraum den Stoffwechsel beeinflussen und Probleme verursachen können11. Ist das Fett jedoch vorwiegend im Unterhautgewebe eingelagert und gleichmäßig über den Körper verteilt, sind die Risiken deutlich geringer. Der BMI kann unterscheidet jedoch nicht zwischen diesen beiden Möglichkeiten.

Daher ist es oft sinnvoll, auch den Bauchumfang zu bestimmen. Überschreitet er bei Frauen 88 Zentimeter und bei Männer 102 Zentimeter, kann dies die Gesundheit negativ beeinflussen. Bei sehr großen oder kleinen Menschen kann der Bauchumfang allein aber in die Irre führen, daher wird manchmal zusätzlich noch der Hüftumfang bestimmt. Das Verhältnis von Hüft- zu Bauchumfang sollte bei Männern den Wert von 1, bei Frauen den Wert von 0,85 möglichst nicht überschreiten7.

Fazit

Der BMI bietet eine erste Orientierung, wie groß der Anteil des Körperfetts ist und welche gesundheitlichen Risiken damit verbunden sein können. Seine Aussagekraft ist allerdings in vielen Fällen deutlich eingeschränkt12. Zudem hängt die Gesundheit noch von weiteren Faktoren ab, darunter Alter, Blutdruck, Rauchen und Cholesterinwerte. Für die Planung einer sinnvollen Gesundheitsvorsorge kann der BMI einen wichtigen Beitrag liefern, letztlich ist er aber nur ein Faktor unter vielen.

Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel gibt den aktuellen Stand des Wissens wieder. Er enthält jedoch nur allgemeine Hinweise, die nicht für eine Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung geeignet sind. Einen Arztbesuch kann er auf keinen Fall ersetzen.

Quellen und weiterführende Literatur

  • 1 C. Pöppe, Die seltsame Formel für den Body-Mass-Index, SciLogs, August 2021 (Link)
  • 2 Fischer et al., Anthropometrische Messungen in der NAKO Gesundheitsstudie – mehr als nur Größe und Gewicht, Bundesgesundheitsblatt, Februar 2020 (Link)
alle Referenzen anzeigen
  • 3 Robert Koch-Institut, Themenschwerpunkt Übergewicht und Adipositas, Studie DEGS1, Erhebung 2008–2011 (Link)
  • 4 Deutsches Ärzteblatt, Adipositas: Junge Erwachsene haben das höchste Risiko auf eine Gewichtszunahme, Oktober 2021 (Link)
  • 5 Schienkewitz et al., Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter in Deutsch-land – Querschnittergebnisse aus KiGGS Welle 2 und Trends, Journal of Health Monitoring, 2018 (Link)
  • 6 Kivimäki et al., Body-mass index and risk of obesity-related complex multimorbidity: an observational multicohort study, Lancet Diabetes & Endocrinology, März 2022 (Link)
  • 7 Deutsches Ärzteblatt, Multimorbidität: Adipositas erhöht Risiko auf 21 Erkrankungen, März 2022 (Link)
  • 8 Visaria und Setoguchi, Body mass index and all-cause mortality in a 21st century U.S. population: A National Health Interview Survey analysis, PLoS ONE, Juli 2023 (Link)
  • 9 G. Rüschemeyer, Übergewicht: Darf’s auch ein bisschen mehr sein?, Cochrane Blog, Februar 2020 (Link)
  • 10 Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Was sagt der Body-Mass-Index über die Gesundheit aus?, gesundheitsinformation.de, August 2022 (Link)
  • 11 Krüger und Müller, Bauchumfang entscheidend für das gesundheitliche Risiko, bzfe.de, Stand Oktober 2023 (Link)
  • 12 Deutsches Ärzteblatt, Studie: BMI unterschätzt Ausmaß der Adipositas, aerzteblatt.de, Deutsches Ärzteblatt, Juni 2023 (Link)
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