Körperfettwaagen – mit Hand und Fuß
Körperfettwaagen messen das Fettgewebe mit Elektroden, die an den Füßen oder Händen ansetzen. Genauer ist jedoch die altbewährte Caliper-Zange.
Elektronische Körperfettwaagen schicken kleine Mengen Strom durch den Körper und erkennen am Widerstand, wie hoch der Anteil des Körperfetts ist. Viele Geräte weisen nur Elektroden für die Füße auf – sie messen in der Regel sehr ungenau. Etwas genauer wird Messung, wenn zusätzlich Elektroden für die Hände vorhanden sind1.
Die mechanische Caliper-Zange ist eine bewährte Alternative zu den elektronischen Waagen. Ihre Handhabung ist zwar deutlich komplizierter, doch die Messwerte sind bei korrekter Auswertung jedoch auch für Mediziner interessant.
Körperfettwaagen mit Fußelektroden
Gewicht und Körperfett zugleich bestimmen – zwei Elektroden, die auf der Oberseite einer Personenwaage angebracht sind, sollen dies möglich machen. Doch das Versprechen ist kaum einzuhalten: Derartige Geräte bestimmen meist nur das Fettgewebe in den Beinen2.
Körperfettwaagen nutzen das Prinzip der bioelektrischen Impedanzanalyse: Die Elektroden bauen ein schwaches elektrisches Feld auf und der Widerstand des Körpers gibt Hinweise auf den Anteil des Fettgewebes.
Da Strom sich jedoch immer den kürzesten Weg sucht, passiert er bei Fußelektroden allenfalls noch den Bauchnabel. Vor allem bei Menschen, die einen ausladenden Bauch und eher schlanke Beine haben, können die Messfehler erheblich sein.
Die Stiftung Warentest hat 2014 einen sehr kritischen Blick auf Körperfettwaagen mit Fußelektroden geworfen: Die Bestimmung des Körperfetts wurde bei allen Modellen bestenfalls mit "Ausreichend" bewertet3. Die Messungen wichen meist deutlich um etwa 20 % von einem medizinischen Referenzwert ab.
- Am ehesten konnte das Adea Tabea die Stiftung Warentest überzeugen
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ADE Tabea
- gute Bestimmung des Körpergewichts
- bei der Fettanalyse besser als die Konkurrenten
- kippsicher, aber leichte Abstriche bei der Rutschfestigkeit
Körperfettanalyse über Handelektroden
Im Handel findet sich auch eine kleine Zahl von Geräten, bei denen Elektroden den Strom über die Hände leiten. Dieser Aufbau kann nur der Fettanteil in den Armen und in den Schultern bestimmen, das für die Gesundheit relevante Bauchfett wird nicht erfasst. Die Aussagekraft dieser Messungen ist also nur sehr gering.
Körperfettwaage mit Hand- und Fußelektroden
Körperfettwaagen der gehobenen Preisklasse kombinieren die Eigenschaften der zuvor genannten Geräte. Die Füße stehen auf Elektroden und die Hände greifen ein Handteil, das ebenfalls Elektroden enthält – der Strom fließt so durch den ganzen Körper. Mit dem gleichen Prinzip arbeiten professionelle Instrumente: In der Theorie könnten diese Körperfettwaagen genaue Ergebnisse liefern.
Doch die korrekte Anordnung der Elektroden ist noch keine Garantie für ein verlässliches Ergebnis. Die Auswertung der Messungen erfordert ausgeklügelte Rechenmodelle und die Hersteller müssten aufwendige Studien durchführen, um für jeden Körperbau verlässliche Aussagen zu ermöglichen. Meist ist jedoch unklar, ob die Hersteller den entsprechenden Aufwand getrieben haben.
Ein detaillierter Test steht ebenfalls noch aus. Die Computer-Zeitschrift CHIP hat zwar vier Hand-Fuß-Geräte getestet, aber die Ergebnisse wurden nur in sehr pauschaler Form veröffentlicht (der Test von 2017 ist leider nicht mehr online zugänglich4). In puncto Messgenauigkeit zeigten sich aber zumindest zwei der Hand-Fuß-Geräte allen anderen Modellen deutlich überlegen.
- Körperfettwaagen mit Hand- und Fußelektroden messen genauer
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Omron BF511
- 8 Sensoren für Hände und Füße
- Berechnung von Grundumsatz und BMI
- Speicher für 4 Nutzer, zusätzlich ein Gast
- ab 6 Jahren, Viszeralfett und Muskelmasse ab 18 Jahren
Körperfettzange oder Caliper
Eine etablierte – aber deutlich mühsamere – Alternative zu elektronischen Messgeräten ist die Caliper-Zange. Sie misst die Dicke von Hautfalten. Da etwa zwei Drittel des Körperfetts in den unteren Hautschichten gespeichert wird, erlaubt diese Messung eine verlässliche Abschätzung des gesamten Körperfetts.
Mit dem Caliper werden meist eine Reihe von Messungen an verschiedenen Körperstellen durchgeführt, wie etwa Bauch, Oberschenkel und Achsel. Über die Jahre haben sich unterschiedliche Messprotokolle etabliert, die über komplizierte Formeln den Anteil des Fettgewebes berechnen. Wesentlich einfacher wird die Auswertung durch eine Computer-Software oder Smartphone-App, in welche die Messwerte eingegeben werden.
Einfache Caliper sind bereits für wenige Euro zu haben. Manche Geräte bieten die Möglichkeit, den Messwert zu speichern – die Messung an schwer zugänglichen Körperstellen kann damit auch ohne die Hilfe einer zweiten Person erfolgen.
- Eine beliebte Caliper-Zange wird von der Firma Cravallo angeboten.
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Cravallo Caliper I
- 3- und 7-Falten-Methode nach Jackson & Pollock
- Online-Software zur Körperfettanalyse
- mit Anleitungsvideos
Fazit
Elektronische Körperfettwaagen liefern nur unzuverlässige Werte – Abweichungen von 20 % oder mehr sind die Regel. Die Stiftung Warentest fand am ehesten Verlass noch die einfache Adea Tabea* empfehlenswert, obwohl sie nur Fußelektroden aufweist.
Grundsätzlich messen Waagen etwas genauer, wenn sie Elektroden für Hände und Füße aufweisen. Aktuelle Tests dazu sind schwer erhältlich, aber ein beliebtes Modell ist die Omron BF511*
Eine günstige und verlässliche, aber auch sehr aufwendige Alternative stellen die mechanischen Caliper-Zangen dar. Beliebt ist etwa die Cravallo Caliper I*.
Quellen und weiterführende Literatur