Fettgewebe – Energiespeicher und Stoffwechselorgan
Im menschlichen Körper gibt es drei verschiedene Arten von Fettgewebe. Sie erfüllen viele lebenswichtige Funktionen.
Das Fettgewebe ist mehr als ein Energiespeicher: Es reguliert den Stoffwechsel und setzt Hormone frei. Manche Fettzellen können sogar aktiv Wärme erzeugen. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist die Farbe: Es gibt weißes, braunes und beiges Fettgewebe1.
1. Wichtige Funktionen des Körperfetts
1.1 Speicher von Energie
Zu den wichtigsten Funktionen des Fettgewebes gehört das Speichern von Energie. Fett hat eine hohe Energiedichte, und es lässt sich in alle anderen Grundbausteine des Stoffwechsels umwandeln. Bei einem normalgewichtigen Mann macht das Fettgewebe in der Summe etwa 15 kg aus, bei einer Frau sind es bis zu 20 kg. Diese Reserven tragen dazu bei, dass ein Mensch bis zu 40 Tage ohne Nahrung auskommen kann.
1.2 Wärmeisolation
Das Fettgewebe leitet Wärme deutlich schlechter als andere menschliche Gewebe. Diese Eigenschaft macht sich die Natur zu Nutze: Im Durchschnitt werden zwei Drittel des gesamten Körperfetts im Bindegewebe der Unterhaut gespeichert. An kalten Tagen sorgt diese Isolationsschicht dafür, dass der Körper nicht zu sehr auskühlt.
1.3 Schutz vor mechanischer Belastung
Das Fettgewebe dient auch als Polster, das Stöße und Erschütterungen abfedert. Genutzt wird dies etwa an den Fußsohlen oder in den Bindegeweben um die Gelenke. Auch der Augapfel ist in ein Fettpolster eingebettet: Dies ist der Grund, warum bei Hungerkatastrophen die Augen tiefer in die Höhlen treten.
1.4 Regulation des Stoffwechsels
Fettzellen steuern zahlreiche Körperfunktionen. Diese Rolle wird vor allem vom viszeralen Fettgewebe (auch intraabdominales Fett oder Bauchfett) erfüllt, das in der Bauchhöhle die inneren Organe einbettet. Es setzt etwa 100 Hormone und Botenstoffe frei, die den Energiestoffwechsels des ganzen Körpers steuern. Auch Erkrankungen wie das metabolische Syndrom werden auf diese Weise beeinflusst.
Zusätzlich hat es noch Einfluss auf die Gerinnungskaskade im Blut und wirkt sich auf das Herz-Kreislauf-System und den Blutdruck aus. Damit gilt das Fettgewebe als das größte endokrine Organ des Körpers.
1.5 Erzeugung von Wärme
Zwei Arten von Fettgewebe – das braune und das beige – können aktiv Wärme erzeugen: Ärzte nennen diesen Prozess Thermogenese2. Für neugeborene Kinder, die Wärme noch nicht durch Muskelzittern erzeugen können, kann dies lebenswichtig sein. Aber auch bei Erwachsenen bleiben Reste dieser Gewebe erhalten – bei anhaltender Kälte wird die Thermogenese wieder deutlich hochgefahren.
2. Drei Arten von Fettgewebe
2.1 Weißes Fettgewebe
Bei erwachsenen Menschen findet sich vor allem das weiße Fettgewebe. Es hat seinen Namen von den Präparaten, die Ärzte unter dem Mikroskop begutachten: Das Gewebe wirkt rein weiß, weil das Fett während der Präparation verloren gegangen ist. Eigentlich ist die Farbe des menschlichen Körperfetts jedoch von einem intensiven Gelb.
Die Zellen im weißen Fettgewebe sind verhältnismäßig groß, ihr Durchmesser beträgt ungefähr einen Zehntel Millimeter. Ihr Inneres wird fast vollständig von einem einzigen, großen Fetttropfen ausgefüllt. Andere Zellbestandteile sind auf ein Minimum reduziert und werden von dem Tropfen ganz an den Rand gedrängt.
Fettzellen finden sich überall im Körper, aber nur in manchen Regionen lagern sie sich zu größeren Strukturen zusammen – dies ist das eigentliche Fettgewebe. Es findet sich vor allem in der Unterhaut, am Bauch und in den Gesäßbacken.
2.2 Braunes Fettgewebe
Das braune Fettgewebe macht bei Neugeborenen bis zu 5 Prozent des Körpergewichts aus. In ihm läuft ein wichtiger Stoffwechselprozess ab: Bei der Thermogenese werden Fettmoleküle direkt in Wärme verwandelt3. Neugeborene steuern auf diese Weise ihre Körpertemperatur.
Braune Fettzellen entstehen aus Muskelzellen und sind mit vielen kleinen Fetttropfen aufgefüllt. Die Zellen sind reich an Mitochondrien, den Kraftwerken der Zelle, in den die Thermogenese abläuft. Die Mitochondrien tragen auch zur bräunlichen Färbung der Zellen bei.
Nach der Geburt findet sich braunes Fettgewebe vor allem am Nacken und an den Schultern, im Brustkorb umschließen sie die großen Blutgefäße. Bei Erwachsenen hat sich das Gewebe fast vollständig zurückgebildet: Letzte Reste befinden sich in der Nähe der großen Arterien, an den Nieren und unter den Achseln.
2.3 Beige Fettzellen
Die Existenz der beigen Fettzellen wurde erst vor wenigen Jahren entdeckt. Sie entstehen aus weißem Fettgewebe4,5, besitzen aber deutlich mehr Mitochondrien: Diese Zellorganellen sind ebenfalls zur Thermogenese fähig und helfen bei der Regulation der Körpertemperatur.
Beige Fettzellen finden sich auch bei erwachsenen Menschen. Ihr Anteil erhöht sich nach längeren Kältephasen – sie sind einer der Gründe, warum Menschen sich im Laufe des Winters an die Kälte gewöhnen.
Quellen und weiterführende Literatur
- 1 Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FETeV), Fettgewebe: Klug mit Ernährung steuern, fet-ev.eu, Stand Januar 2024 (Link)
- 2 S. Siebenand, Abnehmen mit Aktivatoren des braunen Fettgewebes, Pharmazeutische Zeitung, März 2024 (Link)
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- 3 T. Hollstein, Gewichtsreduktion: Braunes Fett – der Kalorienkiller, Deutsches Ärzteblatt, September 2020 (Link)
- 4 Deutsches Zentrum für Diabetesforschung, Neuer Ansatzpunkt für die Entwicklung einer medikamentösen Behandlung von Adipositas und Folgeerkrankungen, Pressemitteilung, März 2021 (Link)
- 5 Suwandhi et al., Asc-1 regulates white versus beige adipocyte fate in a subcutaneous stromal cell population, Nature, März 2021 (Link)