Fieberkrampf – erschreckend, aber meist harmlos
Kleine Kinder können unter Fieberkrämpfen leiden. Die Eltern sollten die Ruhe bewahren, denn die Krämpfe verlaufen meist harmlos.
Ein Fieberkrampf ist ein erschreckender Anblick: Das kleine Kind verdreht die Augen, windet sich in Krämpfen und verliert das Bewusstsein1. Dennoch verläuft der Anfall fast immer harmlos. Mit Ruhe und etwas Umsicht können Eltern die Situation problemlos meistern.
Woran erkennt man einen Fieberkrampf?
Ein Fieberkrampf entsteht meist, wenn die Körpertemperatur sehr schnell ansteigt – manchmal wird der Krampf früher bemerkt als das auslösende Fieber. Die Symptome unterscheiden sich leicht von Kind zu Kind, sind aber letztendlich sehr eindeutig:
- Das Kind verdreht die Augen.
- Es ist nicht mehr ansprechbar oder wird plötzlich bewusstlos.
- Meist versteift sich der gesamte Körper (in selteneren Fällen kann er jedoch auch völlig erschlaffen).
- Das Kind wird von Muskelkrämpfen geplagt.
- Die Lippen verfärben sich blau.
- Der Atem verlangsamt sich.
- Nach Ende des Fieberkrampfes wirkt das Kind kurzzeitig benommen und schläfrig.
Wann zum Arzt?
Sollen Eltern sofort den Notarzt rufen, wenn ihr Kind erstmals einen Fieberkrampf erleidet? Die Experten sind sich da nicht ganz einig. In einer Broschüre der DGKJ raten Kindermediziner, möglich rasch einen Arzt herbei zu holen2. In den Leitlinien der Universität Witten/Herdecke wird dies jedoch erst empfohlen, wenn der Anfall länger andauert3.
Unstrittig ist jedoch, dass ein Fieberkrampf mit Medikamenten gelöst werden sollte, wenn er länger als 10 oder 15 Minuten andauert. Spätestens dann ist eine Benachrichtigung des Notarztes unausweichlich.
Auch wenn sich der Krampf ohne medizinische Hilfe gelöst hat, sollte das Kind danach auf alle Fälle zum Arzt. Eine gründliche Untersuchung muss ausschließen, dass der Anfall einen ernsten organischen Hintergrund hat: In weniger als 1 von 100 Fällen ist eine Hirnhautentzündung die Ursache.
Übersteht ein Kind den ersten Fieberkrampf gut und hat der Arzt keine Bedenken, kann bei einem weiteren Anfall eventuell von einem Arztbesuch abgesehen werden. Dies gilt allerdings nur für Anfälle, die unkompliziert verlaufen und nicht länger als 15 Minuten andauern.
Was tun bei einem Fieberkrampf?
Die wichtigste Regel lautet: Ruhe bewahren! Trotz des erschreckenden Anblicks verläuft ein Fieberkrampf fast immer harmlos, akute oder bleibende Schäden sind kaum zu befürchten. Wichtig ist jedoch, dass sich das Kind bei dem Anfall nicht selbst verletzt.
- Messen Sie die Zeit vom Beginn des Anfalls, diese Information ist sehr wichtig für den Arzt.
- Bringen Sie das Kind an einen sicheren Ort, also etwa weg von Treppen.
- Entfernen Sie spitze, scharfkantige oder harte Gegenstände aus seiner Umgebung.
- Falls notwendig, lockern Sie die Kleidung, um dem Kind das Atmen zu erleichtern.
- Versuchen Sie nicht, die Zuckungen zu unterdrücken.
- Geben Sie dem Kind nichts zu trinken oder zu essen – Erstickungsgefahr!
- Versuchen Sie nicht, das Kind durch Schütteln oder kaltes Wasser aufzuwecken.
- Sollte das Kind erbrechen, bringen Sie es vorsichtig in die stabile Seitenlage.
Einfache und komplizierte Fieberkrämpfe
Der überwiegende Teil der Fieberkrämpfe verläuft einfach und unkompliziert. Der ganze Körper ist gleichmäßig betroffen und der Anfall meist nach zwei bis drei Minuten beendet. Dieser Verlauf ist auch fast immer harmlos.
Vorsicht ist jedoch bei einem komplizierten Fieberkrampf geboten: Der betrifft manchmal nur eine Körperhälfte oder einzelne Regionen und dauert oft länger als 15 Minuten an. Der Anfall kann sich innerhalb von 24 Stunden ein oder mehrmals wiederholen. Ein Arzt sollte hier mit Medikamenten den Krampf lösen, zudem muss gründlich nach anderen möglichen Ursachen gesucht werden.
Wer ist anfällig für einen Fieberkrampf?
Etwa 2 bis 5 von 100 Kindern erleiden einen Fieberkrampf. Da die Ursachen noch unklar sind, lässt sich auch das individuelle Risiko schwer abschätzen. Aus den Statistiken lassen sich aber folgende Erkenntnisse ableiten:
- ein Fieberkrampf tritt meist zwischen dem 6. Lebensmonat und dem fünften Geburtstag auf
- das Risiko steigt etwas an, wenn in der Verwandtschaft gehäuft Fieberkrämpfe auftreten
- 3 von 10 Kindern, die bereits einen Fieberkrampf hatten, erleben einen oder mehrere weitere
Kann man einem Fieberkrampf vorbeugen?
Nein, eine sichere Vorbeugung ist nicht möglich4. Manche Ärzte raten zu fiebersenkenden Maßnahmen, räumen in der Regel aber selber ein, dass die Wirksamkeit nicht belegt ist. Der Rat ist oft auch schwer umzusetzen, da die Temperatur sehr rasch ansteigen kann: Der Fieberkrampf tritt häufig ein, bevor das Fieber erkannt wird.
Bei Kindern, die öfter zu schweren Fieberkrämpfen leiden, kann der Arzt aber krampflösende Mittel verschreiben, die für den Notfall bereit gehalten werden. Die Eltern können das Medikament dann selbst verabreichen und den Anfall rasch beenden.
Hat ein Fieberkrampf langfristige Folgen?
Ein Fieberkrampf hat nur sehr selten langfristige Folgen. Das Kind erholt sich in der Regel vollständig, bleibende Schäden sind fast unbekannt.
Bei Kindern, die einen Anfall erlitten, besteht allerdings ein leicht erhöhtes Risiko, dass in späteren Jahren eine Epilepsie erkannt wird. Der Fieberkrampf ist hier allerdings weniger die Ursache als vielmehr der erste Vorbote der Krankheit.
Statistiken zeigen, dass das Epilepsie-Risiko trotz Fieberkrampf weiterhin gering ist. Allgemein erkrankt etwa eines von 200 Kindern im Laufe seines Lebens an Epilepsie. Ein unkomplizierter, einfacher Fieberkrampf erhöht dieses Risiko leicht: Etwa eines von 100 Kindern droht nun eine Erkrankung. Bei komplizierten Fieberkrämpfen steigt das Risiko zusätzlich, vor allem wenn zusätzliche Faktoren wie gehäuftes Auftreten in der Familie oder eine verzögerte Entwicklung hinzukommen: Bis zu 4 von 100 Kindern können dann an Epilepsie erkranken.
Ursachen und Auslöser
Was ist die Ursache eines Fieberkrampfes? Das bleibt weiterhin unklar. Da die Anfälle nur in einem relativ eng begrenzten Alter auftreten, scheinen Besonderheiten in der frühkindlichen Entwicklung des Gehirns eine Rolle zu spielen. Bekannt ist auch, dass Fieberkrämpfe in manchen Familien gehäuft auftreten – die Veranlagung ist also zu einem gewissen Teil erblich.
Klar ist hingegen, was der Auslöser eines Anfalls ist – es ist immer ein Fieber. Meist sind es Infektionen mit Viren, vor allem beim Dreitagefieber ist das Risiko erhöht. Die Höhe des Fiebers scheint dabei eher zweitrangig, wichtiger ist die Geschwindigkeit, mit der die Körpertemperatur ansteigt.
Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel gibt den aktuellen Stand des Wissens wieder. Er enthält jedoch nur allgemeine Hinweise, die nicht für eine Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung geeignet sind. Einen Arztbesuch kann er auf keinen Fall ersetzen.
Quellen und weiterführende Literatur
- 1 J. Roth, Fieberkrämpfe, Apotheken Umschau, Juni 2023 (Link)
- 2 Elterninformationen der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ), Mein Kind Hatte Einen Fieberkrampf, Stand 2018, abgerufen April 2024 (Link)
alle Quellen anzeigen
- 3 Medizinisches Wissensnetzwerk evidence.de der Universität Witten/Herdecke, Patientenleitlinie Fieber im Kindesalter, aktuelle Version 01/2006, abgerufen April 2024 (Link)
- 4 Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Fieber bei Kindern, gesundheitsinformation.de, Stand November 2022 (Link)