Fieber - Medizin & Fitness

Medikamente bei Fieber – wirksam, aber selten notwendig

Viele Schmerzmittel senken zusätzlich das Fieber. Ratsam ist dies aber nur bei stark erhöhten Körpertemperaturen.

Nicht-steroidale Antirheumatika und Paracetamol senken Fieber

Schmerzen und Fieber gehen oft Hand in Hand: Beide werden durch entzündliche Reaktionen verursacht. Manche Medikamente verhindern die Bildung von Botenstoffen, die eine Entzündung vorantreiben – diese Mittel lindern Schmerzen und Fieber zugleich. Dazu zählen etwa Aspirin, Diclofenac und Ibuprofen.

Nicht-steroidale Antirheumatika und Paracetamol senken Fieber

Auch das verbreitete Schmerzmittel Paracetamol kann Fieber senken, es wirkt allerdings vermutlich direkt auf das Gehirn. Den Verlauf einer Entzündungsreaktionen beeinflusst es nur wenig.

Fieber ist eine natürliche Schutzreaktion

Die genannten Wirkstoffe sind frei in der Apotheke erhältlich und werden meist gut vertragen. Ein Einsatz bei Fieber ist jedoch nur selten ratsam: Die Erhöhung der Körpertemperatur ist ein natürlicher Schutzmechanismus, der die Abwehr von Krankheitserreger unterstützt. Wird das Fieber künstlich unterdrückt, können sich die Erreger länger gegen das Immunsystem behaupten und die Heilung verzögern. Bis zu einer Temperatur von 39 °C sind Medikamente daher nur in Ausnahmefällen erforderlich.

Steigt das Fieber jedoch auf bis zu 40 °C an oder erzeugt es starkes Unwohlsein, kann eine Fiebersenkung sinnvoll sein. Dies gilt für Erwachsene1 und Kinder2 zugleich. Falls ein Kind bereits einmal ein Fieberkrampf durchlitten hat, sollte sogar schon bei 38,5° C eingegriffen werden3. Nach Rücksprache mit einem Arzt können fiebersenkende Maßnahmen auch bei anderen Erkrankungen angebracht sein.

Erste Wahl bei der Fiebersenkung sind meist übliche Hausmittel wie kalte Umschläge und Wadenwickel. Erst wenn diese nicht ausreichen, ist der Einsatz von Medikamenten sinnvoll. Erwachsene können auf alle vier Wirkstoffe zurückgreifen, bei Kindern sind Paracetamol und Ibuprofen eindeutig am besten geeignet.

1. Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin)

Aspirin gehört zu den ältesten und bekanntesten Schmerzmitteln weltweit4. Der Wirkstoff Acetylsalicylsäure oder ASS zählt zu einer größeren Gruppe von Medikamenten, den nicht-steroidalen Antirheumatika oder Antiphlogistika (NSAR bzw. NSAP). Alle NSAR hemmen das Enzym Cyclooxygenase und verhindern die Freisetzung von entzündlichen Botenstoffen, den Prostaglandinen.

Vorteile

ASS wirkt schmerzstillend, entzündungshemmend und fiebersenkend. Zusätzlich hemmt es die Bildung von Blutgerinnseln und kann das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen deutlich verringern. Es wird schnell aufgenommen und meist gut vertragen.

Nachteile

Vor allem bei langzeitiger Einnahme kann eine erhöhte Neigung zu Blutungen bzw. eine verlängerte Blutungsdauer auftreten. Das Risiko von schweren Schäden an der Magenschleimhaut steigt. Kindern unter zwölf Jahren darf ASS nicht verabreicht werden, da es in seltenen Fällen Leber und Gehirn schwer schädigen kann (Reye-Syndrom).

Grundsätzlich eignen sich NSAR nicht für Personen mit fortgeschrittenen Nierenerkrankungen, Magengeschwüren oder schwerer Herzschwäche5.

Eine vollständige Auflistung der Nebenwirkungen und Gegenanzeigen finden sich auf dem Beipackzettel des jeweiligen Medikaments6.

2. Paracetamol

Der Wirkmechanismus von Paracetamol ist noch unklar, er unterscheidet sich aber deutlich von ASS und anderen NSAR. Vermutlich wird Paracetamol im Gehirn aktiv und hemmt Botenstoffe, die das Temperaturregulationszentrum beeinflussen7. Es hilft gut bei Fieber, bei stärkeren Schmerzen sind jedoch NSAR wirksamer. Entzündungsreaktionen werden kaum gehemmt.

Vorteile

Paracetamol ist wesentlich magenfreundlicher als andere Wirkstoffe und stört auch nicht die Blutgerinnung. Es ist gut für Kinder geeignet, sogar für Babys ab einem Gewicht von drei Kilogramm. Sollte während der Schwangerschaft oder Stillzeit eine Fiebersenkung unbedingt notwendig sein, gilt Paracetamol als Mittel der Wahl.

Nachteile

Es hat meist weniger Nebenwirkung als die NSAR, kann aber bei einer Überdosierung die Leber schädigen. Bei bestehenden Lebererkrankungen sollte Paracetamol daher nicht eingenommen werden.

Eine vollständige Auflistung der Nebenwirkungen und Gegenanzeigen finden sich auf dem Beipackzettel des jeweiligen Medikaments6.

3. Ibuprofen

Der Wirkstoff Ibuprofen gehört zur Gruppe der NSAR und hemmt die Bildung von entzündlichen Botenmolekülen. Es wird auch häufig zur Behandlung von rheumatischen Erkrankungen eingesetzt8.

Vorteile

Ibuprofen ist für Kinder ab fünf Kilogramm Gewicht geeignet. Im Vergleich zu ASS kommt es deutlich seltener zu einer erhöhten Blutungsneigung.

Nachteile

Der Wirkstoff kann die weibliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Auch schwangere Frauen sollten Ibuprofen nur nach Absprache mit einem Arzt einnehmen, im letzten Drittel der Schwangerschaft wird von einer Einnahme ganz abgeraten.

Wie alle NSAR eignet sich Ibuprofen nicht für Personen mit fortgeschrittenen Nierenerkrankungen, Magengeschwüren oder schwerer Herzschwäche5.

Eine vollständige Auflistung der Nebenwirkungen und Gegenanzeigen finden sich auf dem Beipackzettel des jeweiligen Medikaments6.

4. Diclofenac

Diclofenac gehört zur Wirkstoffgruppe der NSAR und hemmt die Freisetzung von entzündlichen Botenstoffen. Es wird häufig bei Gelenkentzündungen, Rheuma und Sportverletzungen eingesetzt9.

Vorteile

Bei einem Einsatz zur Fiebersenkung bietet gegenüber anderen Wirkstoffen kaum nennenswerte Vorteile.

Nachteile

Kann das Risiko von Schlaganfällen und Herzinfarkten erhöhen, besonders bei Personen mit erhöhtem Blutdruck. Ruft häufig Beschwerden des Magen-Darm-Trakts hervor.

NSAR eignen sich nicht für Personen mit fortgeschrittenen Nierenerkrankungen, Magengeschwüren oder schwerer Herzschwäche5.

Eine vollständige Auflistung der Nebenwirkungen und Gegenanzeigen finden sich auf dem Beipackzettel des jeweiligen Medikaments6.

Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel gibt den aktuellen Stand des Wissens wieder. Er enthält jedoch nur allgemeine Hinweise, die nicht für eine Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung geeignet sind. Einen Arztbesuch kann er auf keinen Fall ersetzen.

Quellen und weiterführende Literatur

  • 1 Bundesverband Deutscher Internisten e.V., Tipps bei Fieber, Internisten im Netz, abgerufen September 2021 (Link)
  • 2 Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Wie lässt sich Fieber bei Kindern senken?, gesundheitsinformation.de, Stand Mai 2019, abgerufen September 2021 (Link)
alle Referenzen anzeigen
  • 3 Stiftung Warentest, Fieber: Medikamente im Test, test.de, Stand September 2021 (Link)
  • 4 E. Hierl, Wirkstoff-Lexikon: Acetylsalicylsäure (ASS), DAZ.online, Stand Mai 2019, abgerufen September 2021 (Link)
  • 5 Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Rezeptfreie Schmerzmittel sicher anwenden, gesundheitsinformation.de, Stand Juni 2021 (Link)
  • 6 SCHOLZ Datenbank, Arzneimittelinformationen auf einen Klick, beipackzettel.de (Link)
  • 7 M. Melzer, Paracetamol: Das Wichtigste zu Wirkung und Nebenwirkungen, Apotheken Umschau, Stand Januar 2017, abgerufen September 2021 (Link)
  • 8 E. Hierl, Wirkstoff-Lexikon: Ibuprofen, DAZ.online, Stand Oktober 2019, abgerufen September 2021 (Link)
  • 9 M. Melzer, Diclofenac: Wirkung, Anwendung, Nebenwirkungen, Apotheken Umschau, Stand Januar 2017 (Link)
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