Fieber - Medizin & Fitness

Zu hohes Fieber ist tödlich – aber warum?

Steigt die Körpertemperatur über 42°C, droht ein rascher Tod. Mögliche Erklärungen sind, dass der Kreislauf versagt und Enzyme ihre Arbeit einstellen.

Bei zu hohem Fieber versagen Enzyme und Blutgefäße werden durchlässig.

Hohes Fieber belastet den Körper auf viele Arten – doch welche führt zum Tod? Die Antwort ist weiterhin unklar, denn nur selten können Forscher die Todesursache direkt untersuchen. Aus einem erfreulichen Grund: Heute verstirbt kaum jemand mehr, weil seine Körpertemperatur über 42°C ansteigt. Selbst Fieber über 41°C ist bei Erwachsenen sehr selten und bei Kindern nur eine kurze Episode.

Bei zu hohem Fieber versagen Enzyme und Blutgefäße werden durchlässig.

Die Forscher sind daher meist auf Hinweise angewiesen, die aus der Analyse von Körperprozessen und aus Tierversuchen stammen. Die plausibelsten Vermutungen deuten auf Kreislauf- und Stoffwechselprobleme hin. Doch nicht alles lässt sich auf diese Weise erklären1: Warum zum Beispiel leidet das Gehirn besonders unter hohen Körpertemperaturen?

Enzyme versagen den Dienst

Wer einmal ein Hühnerei aufgeschlagen und in heißes Wasser gegossen hat, weiß was passiert: Das Eiweiß gerinnt und wird zu einem festen, unförmigen Klumpen. Ein ähnliches Schicksal droht allen Proteinen (oft Eiweiße genannt), die zu hohen Temperaturen ausgesetzt werden. Forscher nennen diese Prozesse Denaturierung (Verlust der natürlichen Struktur) und Koagulation (Zusammenballung zu ungeordneten Haufen).

Bei hohem Fieber geschieht dies auch in den Zellen des Körpers. Enzyme können den Stoffwechsel nicht mehr aufrechterhalten, die feinen Strukturen im Inneren der Zelle fallen in sich zusammen. Die Zellen werden unwiederbringlich geschädigt, bald versagen ganze Organe ihren Dienst. Am Ende steht der Tod des Menschen.

Dies ist eine gängige und sehr plausible Hypothese, die die tödlichen Folgen von hohem Fieber erklären kann. In Tierversuchen haben Forscher jedoch beobachtet, dass der Tod oft schon eintritt, bevor eine erhöhte Körpertemperatur die Proteine schwerwiegend schädigen kann. Die Wahrscheinlichkeit ist also groß, dass noch andere Prozesse beteiligt sind.

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Die Gefäße werden durchlässig

Fieber hat einen zweiten, wohlbekannten Effekt. "Übersteigt die Temperatur eine gewisse Schwelle, werden die Wände der kleinen Blutgefäße, der Kapillaren, durchlässiger“, erklärt der Arzt Joachim Roth im Berliner Tagesspiegel2. Die Ursache findet sich in den Zellen, die die Innenwand der Blutgefäße auskleiden.

Diese Endothelzellen ziehen sich zusammen, wodurch in den Gefäßwänden kleine Löcher und Spalten entstehen. Es tritt Flüssigkeit in das umliegende Körpergewebe aus und die entstehenden Ödeme (Wassereinlagerungen) und Blutungen können ein Versagen von lebenswichtigen Organen hervorrufen.

Das Gehirn ist besonders gefährdet

Nicht jedes Organ ist hiervon in gleichem Maße betroffen. Bei Patienten mit Hitzschlag beobachteten Ärzte, dass Hirn, Leber und Nieren stark gefährdet sind, während Bauchspeicheldrüse und Nebennieren oft verschont bleiben.

Der Körper toleriert kurzzeitig den Funktionsverlust von Drüsen, die Hormone und Enzyme produzieren. Die Störung des Nervensystems ist jedoch eine akute Gefahr: Hirnödeme und Hirnblutungen können schnell den Tod herbeiführen.

Polyribosomen und Mitochondrien

Versuche im Labor deuten an, dass die Zellen des Gehirns besonders empfindlich auf hohe Temperaturen reagieren. Das Überleben aller Zellen beruht auf einer Art kleiner Fabriken, Polyribosomen genannt, die für die Herstellung neuer Proteine notwendig sind.

Im Gehirn scheinen diese Polyribosomen jedoch nicht besonders stabil zu sein, schon ab 40°C fallen sie auseinander3. Zudem werden die Kraftwerke der Zellen, die Mitochondrien, über einer Temperatur von 41°C unwiederbringlich zerstört4,5. Möglicherweise tragen auch diese Eigenheiten der Nervenzellen dazu bei, dass bei zu hohem Fieber das Gehirn seine Funktion verliert6.

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Sauerstoffversorgung

Ein weiterer Effekt macht sich bei höheren Körpertemperaturen bemerkbar: Die Versorgung der Organe mit Sauerstoff ist nicht mehr optimal. Zum einen steigt der Verbrauch in den Geweben, da durch das Fieber auch der Stoffwechsel auf die höchste Stufe gefahren wird. Und zum anderen ist die Versorgung mit Sauerstoff gefährdet, da der Transport und die Freisetzung in die Körpergewebe beeinträchtigt ist. Gehirn und Herz leiden darunter besonders – die Folgen können schnell tödlich sein.

Wie so oft in der Medizin bleibt vieles ungewiss. Die eine, entscheidende Ursache gibt es wohl nicht: Der Tod tritt ein, weil mehrere Faktoren sich unheilvoll verstricken. Zum Glück ist die Frage, warum eine Körpertemperatur über 42°C so gefährlich ist, in der Praxis nicht mehr von Bedeutung – als Todesursache spielt dies so gut wie keine Rolle mehr.

Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel gibt den aktuellen Stand des Wissens wieder. Er enthält jedoch nur allgemeine Hinweise, die nicht für eine Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung geeignet sind. Einen Arztbesuch kann er auf keinen Fall ersetzen.

Quellen und weiterführende Literatur

  • 1 Majakowski und Boulant, Fever's Glass Ceiling, Clinical Infectious Diseases, März 1996 (Link)
  • 2 Warum kann hohes Fieber tödlich sein?, tagesspiegel.de, Januar 2011 (Link)
alle Quellen anzeigen
  • 3 Murdock et al., The effects of hyperthermia on polyribosomes and amino acid levels in infant rat brain, Neuroscience, 1978 (Link)
  • 4 Jones et al., Hyperthermic Brain Injury: Characteristic Magnetic Resonance Imaging Findings and Implications for Pathophysiology, Neurohospitalist, Juli 2022 (Link)
  • 5 Heintzman et al., CSubset-specific mitochondrial stress and DNA damage shape T cell responses to fever and inflammation, Science Immunology, September 2024 (Link)
  • 6 White et al., Cellular mechanisms of neuronal damage from hyperthermia, Prog Brain Res 2007 (Link)
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